Ambulante Kinderintensivpflege firmiert am Raudenitzer Berg und ist zwischen Erfurt, Leipzig und Chemnitz unterwegs
Die Alte Meli in Nöbdenitz hat sich zum echten Gewerbepark gemausert. Hier finden sich aber nicht nur Partner für Installation und Heizungsbau oder für Schachtung und Sanierung. Sondern mit der Sonnenblümchen GmbH auch einer der wenigen An-bieter in Thüringen, der sich aus-schließlich ambulanter Kinderintensivpflege widmet.
Von vier auf 140 Beschäftigte
2009 wurde Sonnenblümchen ins Leben gerufen, damals in Bad Köstritz und mit einem vierköpfigen Team. Damals stieß das Unternehmen in eine echte Versorgungslücke. Eher die Regel sei es gewesen, dass viele Familien die Intensivpflege ihrer Kinder selbst übernahmen. „Viele Eltern gaben dafür ihr Berufsleben, zum Teil auch ihr gesamtes soziales Leben auf, um das stemmen zu können“, erinnert sich Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin Madeleine Zeidler an diese Zeit. Zum Glück habe sich das geändert durch Pflegedienste wie den ihrigen. Doch ist die Spezialisierung auf Kinderintensivpflege im ambulanten Bereich nach wie vor rar gesät. Zwar übernähmen auch andere Anbieter diese Aufgaben. „Aber Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, stellt Zeidler klar.
Die Sonnenblümchen-Belegschaft umfasst inzwischen 140 Frauen und Männer. „Vor drei Jah-ren musste deshalb ein räumlicher Wechsel her“, berichtet Madeleine Zeidler. Fündig wurde sie am Raudenitzer Berg. 42 Mädchen und Jungen versorgt das Team momentan. Tag und Nacht. Kinder nach Unfällen, mit Geburtsfehlern, schweren Krankheiten, im Wachkoma. Kin-der, die im Sterben liegen. „Jedes von ihnen hat ein Recht auf familiäre Geborgenheit, auf die Wärme, die ihnen nur ihr Zuhause geben kann“, umreißt Madeleine Zeidler ihren Anspruch.
Der Einzugsbereich des Unternehmens reiche von Erfurt bis Leipzig und Chemnitz und umspanne die gesamte Region dazwischen mit Ausläufern ins Vogtland. Betreut werden die Kleinen von Teams mit je fünf Schwestern, ein Team – zwei Kinder lautet der Betreuungsschlüssel. Alle Beschäftigten haben ein Examen in der Tasche, sind Kran-enschwester, Kinderkrankenschwester oder Altenpfleger. „Wir werden praktisch Teil der Familie“, beschreibt Zeidler. Dabei geht es zum einen um die Versorgung der Intensivpatienten. Zum anderen um die Entlastung der Eltern. Und auch deshalb laden die Nöbdenitzer regelmäßig zum gemeinsamen Sommerfest. Am Samstag, 24. Juni, steigt das erste seit Ausbruch der Corona-Pandemie. „Schöne Stunden miteinander zu verbringen, sich besser kennen zu lernen, miteinander ins Gespräch zu kommen, das ist unser Anliegen“, sagt Madeleine Zeidler.
Der Fachkräftemangel in der gesamten Pflegebranche sei auch für Sonnenblümchen ein schweres Thema. Zwar setze sie auf Werbung auf allen Kanälen von Plakaten an Bussen bis hinein in die sozialen Netzwerke. „Aber ich kann nicht sagen, dass uns das viel nützt“, lautet Zeidlers Fazit. Dass seit 2020 die Pflegeausbildung eine generalistische ist, sieht sie ebenfalls mit Skepsis. Die neue Pflegefachausbildung soll den Personalmangel entspannen, indem sie Auszubildende zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in allen Versorgungsbereichen befähigt. Wolle man sich aber beispielsweise für Kinderkrankenpflege spezialisieren, könne man das aktuell nur in Dresden tun.
Praxisbetrieb seit zwei Jahren
Madeleine Zeidler bildet in ihrem Unternehmen nicht aus. „Das ist bei unserer Klientel kaum händelbar. Denn die Familien müssen das wollen. Schließlich findet unsere Arbeit bei ihnen zu Hause statt.“ Das sei kaum machbar und zudem mitunter schwierig, gerade im Palliativbereich. Aber Sonnenblümchen ist seit zwei Jahren Praxisbetrieb „Wir haben Kooperationen mit Schulen und bieten Praktika an, um auch auf unsere Branche aufmerksam zu machen.“
OTZ Schmölln 22.06.2023, ein Beitrag von Jana Borath